Cookie-Banner
|
Titel
Sozialpartnerschaft weiter entwickeln Autor/in Felix Werner veröffentlicht September 2025 (NaturGarten 02) © NaturGarten Schweiz 2025 |
Sozialpartnerschaft ist ein zentrales Element sozialer Marktwirtschaft und hat in der Schweiz eine lange Tradition. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stabilität und beide Seiten tragen Verantwortung dafür. Dialog- und Kompromissfähigkeit sind zwingende Voraussetzungen dafür, dass Lösungen möglich sind, mit denen beide Seiten leben können.
Auch Erfolgsmodelle dürfen nicht dazu verleiten, Entwicklungen zu verschlafen. Sich verändernde externe Herausforderungen machen es erforderlich, dass Sozialpartnerschaft stetig weiterentwickelt wird und dass sich Sozialpartner nicht mehr nur darüber verständigen, wie wirtschaftlicher Erfolg sozial gerecht zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden aufgeteilt werden soll. Beispiele solcher Veränderungen sind sich wandelnde Märkte sowie gesellschaftliche und naturbasierte Herausforderungen. Sie führen dazu, dass ganze Branchen vor einem fundamentalen Wandel stehen. Nur wer auf diese richtig reagiert wird künftig überhaupt noch wirtschaftlichen Erfolg haben, der verteilt werden kann. Es liegt darum in der gemeinsamen Verantwortung der Sozialpartner, auf Veränderungen von Rahmenbedingungen zu reagieren. Wer die Realität über den Tellerrand hinaus wahrnimmt erkennt: Es gibt eine ganze Reihe von gemeinsamen Interessen: Löhne, von denen engagierte Mitarbeitende gut leben können, flexible Arbeitszeitmodelle, die sich verändernden Bedürfnissen von Mitarbeitenden und Unternehmen entgegenkommen, eine Weiterbildungsoffensive die sicherstellt, dass Mitarbeitende fachlich à jour bleiben und Unternehmen ihrer Kundschaft qualitativ hochwertige Leistungen anbieten können zum Beispiel. Die Herausforderung liegt darin, dass Sozialpartner die Notwendigkeit erkennen, sich zusammenzusetzen, kreative Energie zu investieren und gemeinsam gute Lösungen zu finden auch wenn parallel dazu natürlich weiterhin mitunter harte Verhandlungen über Fragen geführt werden, in denen die Sozialpartner unterschiedliche Ziele haben. Und es gibt noch eine zweite Herausforderung: Dass sich alle Marktteilnehmenden an Regeln halten. Das kann nur sichergestellt werden, wenn Gesamtarbeitsverträge allgemeinverbindlich sind und damit für alle gelten. Wer hielte Tempolimits, Polizeistunden oder Litteringverbote für sinnvoll, die nur für Einheimische gelten? Wohl niemand. Genauso unverständlich ist, dass sich insbesondere organisierte Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gegen allgemeinverbindliche Gesamtarbeitsverträge aussprechen, denn für sie selber gelten die Bestimmungen ohnehin. Die Frage ist lediglich, ob sich nicht organisierte Betriebe auch daran halten müssen. Kurios auch, wenn sich Branchenverbände gegen Allgemeinverbindlichkeitserklärungen wehren, denn so lange Regeln nur für ihre Mitglieder gelten, haben diese durch die Mitgliedschaft einen signifikanten Wettbewerbsnachteil: Sie müssen sich an Regeln halten, die für die Konkurrenz nicht gelten. Darüber hinaus müssen sie die Kosten für den Vollzug zusammen mit ihren Mitarbeitenden auch noch allein finanzieren, währenddem nicht unterstellte Betriebe keine Vollzugskosten leisten müssen – ein zusätzlicher wirtschaftlicher Nachteil. Eine weitere Voraussetzung für eine stabile und funktionierende Sozialpartnerschaft ist der Einbezug aller relevanten Organisationen beider Sozialpartner. Darum ist es richtig, dass die Unia im überarbeiteten regionalen Gesamtarbeitsvertrag für die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt eingebunden ist. Der 2024 gegründete Verband NaturGarten Schweiz erhebt derzeit noch keinen Anspruch darauf. Mit Entschlossenheit arbeiten wir aber darauf hin, dass unsere Abschlüsse anerkannt werden. Währenddem man sich in Teilen der Deutschschweiz immer noch massiv gegen die Aussicht zur Wehr setzt, das «Schreckgespenst» Unia als Verhandlungspartnerin zu akzeptieren, hat sich die Zusammenarbeit in der französischen und italienischen Schweiz bewährt. Branchenorganisationen müssen erkennen, dass sie trotz mitunter harten Verhandlungen alle im gleichen Boot sitzen und dass sie gemeinsam einen Grossteil der Verantwortung dafür tragen, damit eine Branche auch künftig wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Der Versuch, Organisationen auszuschliessen wirkt sich für eine Branche negativ aus. Die Unia ist mitunter eine harte Verhandlungspartnerin, weil sie die Interessen der Arbeitnehmenden mit Nachdruck vertritt. Trotzdem ist sie auch dialogbereit. Nur wenn es gelingt, zu einer gemeinsamen Basis zu finden, bleibt die Sozialpartner-schaft auch künftig ein wichtiger Pfeiler für den sozialen Frieden und den wirtschaftlichen Erfolg. |
|
© 2025 NaturGarten Schweiz
|