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Titel
Unia: «Nur gemeinsam können wir die Zukunft sichern» Autor/in Gespräch: Felix Werner veröffentlicht September 2025 (NaturGarten 02) © NaturGarten Schweiz 2025 |
NaturGarten: Die Unia vertritt die Anliegen von Mitarbeitenden in vielen Bereichen. Wo steht die Grüne Branche?
Wir haben endlich einen neuen GAV für die Gartenbau-Branche in Basel-Stadt und Basel-Landschaft erkämpft, der seit dem 1. August 2025 allgemeinverbindlich (ave) ist. Es ist der erste ave GAV in der Deutschschweiz für unsere grüne Branche. Damit sorgen wir für faire Löhne und schützen die Arbeitsbedingungen. Mit dem ave GAV sind zudem auch scharfe Kontrollen gegen Dumping-Firmen möglich, damit niemand die Spielregeln missachtet und alle fair miteinander konkurrieren. Dank dem Einsatz der Unia-Gärtner/innen sind die Löhne in den letzten Jahren schon um bis zu 20 Prozent gestiegen. Trotz all der Fortschritte verdienen viele Gärtner/innen immer noch deutlich weniger als ihre Kolleg/innen im Baugewerbe, obwohl sie oft länger arbeiten. 42 bis 43 Stunden pro Woche sind keine Seltenheit. Trotzdem gibt es immer noch Regionen, in denen Gärtner/innen unter 4’000 Franken verdienen. Das ist nicht akzeptabel und zieht die Branche nach unten. Da werden wir dranbleiben und für gerechte Löhne und bessere Bedingungen in der gesamten Branche kämpfen! Was läuft in anderen Branchen besser? Im Baugewerbe zum Beispiel sieht die Lage anders aus. Dort sind wir besser organisiert und können echten Druck auf den Arbeitgeberverband ausüben, weil wir in dieser Branche viel mehr Mitglieder mobilisieren können. Dank dieser Stärke haben wir umfassende Gesamtarbeitsverträge durchgesetzt, mit klaren Mindestlöhnen, funktionierenden Frühpensionierungsmodellen und deutlich besseren Arbeitsbedingungen. Im Gartenbau sind wir noch nicht so weit. Um dieselben Erfolge wie im Baugewerbe zu erzielen, brauchen wir deutlich mehr Mitglieder aus der grünen Branche. So können wir den nötigen Druck aufbauen, um faire Arbeitsbedingungen und Löhne zu erreichen. Wir setzen uns deshalb mit voller Kraft dafür ein, dass mehr Gärtner/innen zu uns kommen und wir gemeinsam einen flächendeckenden allgemeinverbindlichen GAV in der Schweiz erkämpfen können. Nur so sichern wir geregelte Arbeitszeiten, faire Löhne und eine Frühpensionierungslösung für alle. Warum sind Sozialpartnerschaften wichtig? Sozialpartnerschaften sind ein zentraler Bestandteil einer gerechten Arbeitswelt. Sie tragen entscheidend zu flächendeckenden, fairen Arbeitsbedingungen für alle bei. Der Wirtschaft garantieren sie Stabilität und Planungssicherheit und damit eine verlässliche Grundlage für langfristige Planung und Investitionen. Zudem wirken sich faire Arbeitsbedingungen positiv auf die Rekrutierung und Bindung von Fachkräften aus. Zufriedene, wirtschaftlich abgesicherte und geschützte Arbeitnehmer/innen sind motivierter und produktiver. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Sozialpartnerschaften fördern den sozialen Frieden und tragen damit massgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Zudem stärken sie das Vertrauen in die Wirtschaft und den Staat. Für Arbeitnehmer/innen bedeutet die Sozialpartnerschaft Schutz und Sicherheit: Es gibt klare Regelungen zu Löhnen, Arbeitszeiten und Kündigungsschutz. Über die Unia können Mitarbeitende ihre Interessen einbringen und mitbestimmen. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Partnerschaften mit wirksamen Kontrollen und Vollzug gesichert sind, damit vereinbarte Regeln auch tatsächlich eingehalten werden. Welche Bedeutung hat die Allgemeinverbindlichkeit? Die Allgemeinverbindlichkeit eines GAV ist ein mächtiges Werkzeug im Kampf für faire Arbeitsbedingungen. Sie stellt sicher, dass alle Unternehmen in einer Branche dieselben Regeln einhalten müssen, egal, ob sie Mitglied im Arbeitgeberverband sind oder nicht. Das bedeutet: Schluss mit Lohndumping und unfairem Wettbewerb durch Firmen, die auf Kosten der Beschäftigten sparen wollen. Ohne die Allgemeinverbindlichkeit können einzelne Unternehmen die Regeln umgehen und damit den ganzen Markt zerstören! Für Arbeitnehmende ist die Allgemeinverbindlichkeit ein Schutzschild. Sie können sich auf klare Mindestlöhne, geregelte Arbeitszeiten und verbindliche Sozialleistungen verlassen. Was sagen Sie zu Arbeitgebern, die die Unia als Sozialpartnerin ablehnen? Arbeitgeber, die uns als Sozialpartnerin ablehnen, handeln kurzsichtig und gegen die Interessen ihrer eigenen Betriebe. Ohne uns fehlt ein klarer Rahmen, der für stabile und faire Arbeitsverhältnisse sorgt – das schadet letztlich auch ihnen selbst. Eine starke Sozialpartnerschaft mit uns bedeutet klare Regeln, weniger Konflikte, mehr Sicherheit und echte Fairness für beide Seiten. Das stärkt das Vertrauen der Mitarbeiten-den und sichert die Zukunft der Unternehmen. Unsere Erfahrung zeigt: Oft handelt es sich bei den ablehnenden Betrieben um jene, die Lohndumping betreiben und damit nicht nur korrekte Firmen in der Branche, sondern auch die Wirtschaft insgesamt und die arbeitenden Menschen massiv schädigen. Solche Arbeitgeber sind für uns Ausreisser. Sie zeigen ein Defizit an unternehmerischer Verantwortung. Wer die Zusammenarbeit verweigert, riskiert nicht nur ein schlechtes Betriebsklima. Er gefährdet langfristig auch den eigenen wirtschaftlichen Erfolg. In den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt ist die Unia neue Sozialpartnerin. Was können Sie dafür tun, damit der Vollzug wieder funktioniert? Damit der Vollzug der Gesamtarbeitsverträge endlich wieder funktioniert, packen wir das Problem direkt an: Wir setzen uns konsequent dafür ein, dass die Regeln eingehalten werden. Ohne Ausnahmen und ohne faule Kompromisse. Dafür führen wir regelmässige Kontrollen durch, decken Verstösse auf und handeln entschieden gegen Lohndumping und Schwarzarbeit. Wir stärken den Austausch mit den Behörden, den Betrieben und den Beschäftigten vor Ort, damit Missstände schnell erkannt und beseitigt werden können. Zudem ermutigen wir Arbeitnehmende, Probleme zu melden. Wir bleiben dran mit voller Power, damit die Verträge nicht nur bestehen, sondern auch wirklich gelebt werden. Die Branche muss sich dringend Gedanken darüber machen, wie sie für engagierte Berufsleute attraktiv bleibt und was sie gegen Nachwuchs- und Fachkräftemangel unternimmt. Welche gemeinsamen Interessen von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden gibt es da? Genau! Diese Branche steht vor einer riesigen Herausforderung: Ohne attraktive Arbeitsbedingungen wächst der Fachkräftemangel unaufhaltsam. Arbeitgebende und Arbeitnehmende haben hier dasselbe Ziel. Nur gemeinsam können sie die Zukunft sichern. Gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und familienfreundliche Arbeitszeiten sind keine Nice-to-haves, sondern die Basis für motivierte und engagierte Mitarbeitende. Wenn Menschen Wertschätzung spüren und sich auf stabile Rahmenbedingungen verlassen können, bleiben sie länger im Betrieb. Das spart Kosten und sorgt für Qualität. Diese Themen müssen endlich ernst genommen werden. Wir kämpfen für sichere Arbeitsplätze, gerechte Löhne und bessere Weiterbildungsangebote. Klare Karrierewege und echte Perspektiven sind für uns genauso wichtig, damit junge Menschen motiviert bleiben und erfahrene Profis ihr Wissen weitergeben können. Natürlich gehören auch Gesundheitsschutz und ein respektvolles Miteinander dazu, denn ohne diese Grundlagen kann keine Branche auf Dauer bestehen. Wenn also alle gemeinsam anpacken, schaffen wir eine grüne Branche, die für alle attraktiv ist und Talente hält. So bekämpfen wir den Nachwuchs- und Fachkräftemangel nachhaltig. Zum Schluss noch eine florale Frage: Welche ist Ihre Lieblingspflanze? Sanja Pesic: Für mich ist es die Lilie – kraftvoll, feminin und kämpferisch. Sie verkörpert Eleganz, Reinheit und Würde, ohne je an Stärke zu verlieren. Lilien trotzen Wind und Wetter, sie wachsen immer wieder neu – unbeirrt und stolz. Genau wie wir bei der Unia: wider-standsfähig, unbeugsam und entschlossen, für die Rechte der Frauen und aller Arbeitnehmenden einzustehen. Lucien Robischon: Ich wähle die Eiche – sie ist das Sinnbild von Standhaftigkeit und Schutz. Tief verwurzelt in der Erde, trotzt sie jedem Sturm und schenkt ihrer Umgebung Schatten und Halt. Auch wir stehen fest – für Solidarität, Gerechtigkeit und soziale Sicherheit. Wir weichen nicht zurück, sondern kämpfen gemeinsam, damit niemand allein bleibt. |
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