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NaturGarten Schweiz «Es braucht neue Impulse» Autor/in Redaktion veröffentlicht April 2025 (NaturGarten 01) © NaturGarten Schweiz 2025 |
NaturGarten: In der Schweiz gibt es geschätzt rund 100’000 Vereine und Verbände. Warum braucht es mit NaturGarten Schweiz noch einen mehr?
Felix Werner: Die grosse Anzahl ist positiv. Sie macht deutlich, dass es viele Dinge gibt, für die sich Leute engagieren. Ziel jeder Organisation ist es, eine positive Wirkung für ein als wichtig erkanntes Anliegen zu erzielen, ihren Mitgliedern konkreten Nutzen zu bieten, Expertise besser zu nutzen, Netzwerke zu schaffen und den Austausch zu fördern. In der Grünen Branche gibt Persönlichkeiten, die der Ansicht sind, es brauche eine neue Kraft, die sich vorwiegend für nachhaltige Themen einsetzt und entsprechende Angebote schafft. Die Initiantinnen und Initianten haben dieses Bedürfnis aufgenommen und sich darum entschlossen, den Schritt zu wagen und NaturGarten Schweiz zu gründen. Eine Konkurrenz zu JardinSuisse? Nein. NaturGarten Schweiz definiert sich nicht über das Verhältnis zu anderen Organisationen, sondern über eigene Ziele und die Bedürfnisse unserer Mitglieder. In zahlreichen Gesprächen und an Veranstaltungen haben wir immer wieder die deutlich formulierte Forderung gehört, dass sich die Grüne Branche stärker um Nachhaltigkeit und Biodiversität kümmern müsse, und zwar innerhalb der Branche genauso wie gegenüber Dritten. Die Branche muss insgesamt gestärkt werden und bei diesen Themen zentrale Akteurin sein. Wir stellen fest, dass es da noch viel brachliegendes Potenzial gibt. Dieses will NaturGarten Schweiz erschliessen. Was fehlt denn? Es gibt eine grosse Zahl von Initiativen zur Förderung von nachhaltiger Entwicklung in urbanen Räumen. Treiber sind Bund, Kantone, Gemeinden, Stiftungen, Firmen und viele Privatpersonen. Was auffällt: oft gibt es bei solchen Projekten und in entsprechenden Netzwerken eine grosse Abwesende – die Grüne Branche. Dabei sollten Fachbetriebe doch eigentlich Dreh- und Angelpunkt sein, sowohl bei der Initiierung als auch bei Konzeption, Planung und natürlich bei der Realisierung. Dafür muss sich die Branche zurück ins Spiel bringen. Voraussetzung dafür ist, dass die entsprechende Expertise vorhanden ist. Das geschieht nicht von heute auf morgen, aber wer Entwicklungen verpasst, wird abgehängt und findet sich über kurz oder lang auf einem Abstellgleis wieder. Das wollen wir verhindern. Wir wollen die Branche stärken und Betriebe dabei unterstützen, den Megatrend nachhaltige Entwicklung aktiv mitzugestalten. Warum braucht es dafür zusätzliche Strukturen? Es braucht dafür entsprechende Strukturen aus der Branche heraus und es braucht eine Fokussierung darauf, dass nachhaltige Grundsätze bei allen Aktivitäten im Zentrum stehen. Ein Beispiel, wo das noch nicht optimal geklappt hat, ist die Reform der betrieblichen Grundbildung, die 2024 in Kraft getreten ist und wo diese Themen nach wie vor nicht den Stellenwert haben, den sie haben müssten. Eine zeitgemässe Grundausbildung ist darüber hinaus eine wichtige Voraussetzung, um dem akuter werdenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zudem sind zusätzliche Bildungsangebote nötig und ein Selbstverständnis, dass es die Mitarbeitenden sind, die das Image der Branche massgeblich prägen. Gärtner und Gärtnerinnen müssen zu Fachpersonen für naturnahen Garten- und Landschaftsbau und zu Fachpersonen für Biodiversität werden. Dafür braucht es qualifizierte und engagierte Mitarbeitende, die auch angemessen bezahlt werden müssen. Dieses Ziel führt zur Erkenntnis, dass gute Arbeitsbedingungen, eine funktionierende Sozialpartnerschaft und allgemeinverbindliche Gesamtarbeitsverträge mit Regeln, die für alle Akteurinnen und Akteure gelten, wichtig sind. Es gibt viele gemeinsame Interessen von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden und es ist unverständlich, dass es in der traditionellen Branche so viel Widerstand gegen die Weiterentwicklung der Sozialpartnerschaft zum beiderseitigen Nutzen und so viel Widerstand gegen allgemeingültige Gesamtarbeitsverträge gibt – denn nur die bieten eine Grundlage, um gegen Trittbrettfahrer vorzugehen, die der Branche mit Dumpingangeboten schaden. Überdies bremst die gegenwärtige Situation auch Bestrebungen zur Verbesserung der Rentabilität. Was sind die Ziele von NaturGarten Schweiz gegenüber Politik und Verwaltung? Nicht erst die Biodiversitätsinitiative machte deutlich, dass das Thema definitiv in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist. Die Grüne Branche soll von der Politik, von Verwaltungen und Immobilienbesitzenden als Innovatorin wahrgenommen werden und nicht passiv abwarten, wohin die Reise geht. Da gibt es ein enormes Potenzial. Unser Ziel ist es, dass Fachbetriebe und die Branche insgesamt bei der Gestaltung von Entwicklungen eine zentrale Rolle übernehmen, weil sie über die entsprechende Expertise und Ressourcen verfügen. Und gegenwärtige sowie viele neue Kundinnen und Kunden, ob Private, Firmen oder die Öffentliche Hand, sollen auf Fachbetriebe aus der Grünen Branche setzen, um tolle Ideen zu entwickeln und zu realisieren. |
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